In seinem berühmten Traktat ›Von der Kürze des Lebens‹ schreibt der große stoische Zeitphilosoph Seneca: „Frage dich, was du in dieser langen Lebenszeit tatsächlich geleistet, wieviel dir von deinem Leben durch andere weggenommen worden, ohne daß du den Verlust gewahr wurdest, wieviel dir vergebliche Trauer, törichte Freude, unersättliche Begierde, der Reiz der Geselligkeit Zeit geraubt, wie wenig dir von dem Deinen geblieben – und du wirst einsehen, daß du stirbst, ehe du reif bist. Wie steht’s also damit? Ihr lebt, als würdet ihr immer leben; […] ihr habt nicht acht darauf, wieviel Zeit bereits vorüber ist; ihr verschwendet sie als wäre sie unerschöpflich […]“ (Seneca, Von der Kürze des Lebens, dtv, 2006).
Ohne Zweifel: Nichts bestimmt den Rhythmus des Lebens so sehr wie die Zeit. Man stiehlt sie uns, wir verlieren sie, wir begehren sie, wir verschwenden sie. Was aber ist die Zeit? Darüber wollen wir im Kolloquium zur Philosophie der Zeit nachdenken.